Fassung vom November 2019
Meine autobiografischen "RückBLiCKE" werden seit langem, wie es meine Zeit und Umstände erlauben, überarbeitet (vgl. aktualisierten Stand 2021, in Arbeit). Fassung vom Februar 2018 (mit ursprünglicher Typografie, 2016).
Johannes Stephan Wrobel, Juni/August 2021
Titelfoto oben: Besucher stehen Schlange am 5. Oktober 2006, um Einlaß ins Holocaust-Museum (USHMM) in Washington D.C. zu erhalten und das "Public Program" mit verfolgten Überlebenden des NS-Regimes und Historikern mitzuerleben, worauf die Autobiografie eingeht. Profilfoto: Am 21. September 2004 in Auschwitz (Polen), ehemaliges deutsches Konzentrationslager und heute Museum, zur Ausstellungseröffnung über die KZ-Gefangenen mit dem lila Häftlingswinkel. Das Foto ist einem ausführlichen Bericht darüber in der polnischen Zeitschrift ☞ "Przeglad" vom 14. November 2004 entnommen.
Johannes
Stephan Wrobel
RÜCKBLiCKE, AUSBLiCKE,
AUGEN-BLiCKE
Mein
autobiografisches Nachschlagewerk gegen das (mein) Vergessen
Teil II
Zeitgeschichte
oder ein Idealist beobachtet die welt
©
2016, 2019
LINKS (Teil II): Veranstaltung am 5. Oktober 2006 im United States Holocaust Memorial Museum (USHMM),
Washington D.C., hier zusammen mit
☞ Franz Wohlfahrt
(links,
☞
weiteres Foto,
☞ USHMM-Video), einem österreichischen Überlebenden der
NS-Verfolgung als Kriegsdienstverweigerer (1940 – 1945). RECHTS
(Teil I): Äußere und innere Freiheit als Grundwert, (m)ein
☞ "Augen-Blick" 1963 in West-Berlin
(☞
heutige Foto "Augen-Blicke").
INTRO | INTRODUCTION
Menschen wie Franz Wohlfahrt – unter
deutschen Diktaturen staatlich verfolgte oder getötete nonkonforme,
gewaltfreie Aussenseiter
aus Gewissensgründen – standen früher
im Fokus meiner langjährigen Non-Profit-Tätigkeit als Johannes Stephan
Wrobel (engl. Johannes S. Wrobel), insbesondere von 1996 bis
2008. Seit 2009 habe ich, Stephan Wrobel, ganz andere Interessen, was
zum Beispiel meine
☞
Foto "Augen-Blicke"
als "Stephan 'Castellio' Wrobel" online, auf Facebook und hier beide Teile der
Autobiografie zeigen.
Viele
☞
Veröffentlichungen in Deutsch und Englisch sowie die Unterstützung von
zeitgeschichtlichen
☞ Projekten im In- und Ausland waren
damals die Folge, was ich aus
Idealismus und quasi für Gotteslohn vorantrieb, was übrigens ein Merkmal meiner Lebensanschauung
von 1963/1970 bis 2008 war (dazu später mehr).*
* Die charakteristischen Besonderheiten dieser NS-Opfergruppe, Verfolgte aus Glaubensgründen wegen Nichtanpassung, keine Provokateure, sondern harmlose Bürger und doch "staatsgefährdend" in totalitären Staatssystemen, die nach 1945 als "andere Opfer" (among the non-Jewish Holocaust victims) und "vergessene Opfer" bezeichnet werden (vgl. "the other victims", Ina R. Friedman, und ☞ "the forgotten victims", Linda J. Altman und Sybill H. Milton), deren Geschichte ich mich 12 Jahre besonders widmete, soll hier vorab noch am Beispiel der im ☞ KZ-Ravensbrück inhaftierten Bibelforscher-Frauen mit dem lila Häftlingswinkel unterstrichen werden. Siehe meinen Artikel "'Als die Stiefkinder des Lagers ...'" (☞ PDF) zur damaligen Sonderausstellung (2007) in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück in Fürstenberg/Havel.
☞ Impressum & Nutzungsbedingungen
☞
Mein Leben heute
Oben: Zuhörer strömen zum
☞
"Public Program" am 5. Oktober 2006 im USHMM, Washington D.C.
☞
USHMM videos of October 5, 2006, and more ...
☞
USHMM video
(notice second part; Interview ab Min. 15:30)
| Watching the World by an Idealist*
*
Der Titel "Watching the World" (bzw. "Wir beobachten die Welt") spielt auf eine Rubrik in einer internationalen Zeitschrift an, für die ich in den 1980er-Jahren in der deutschen Ausgabe sechs Jahre lang die Kurzbeiträge schrieb (vermischte Nachrichten aus vielen Wissensgebieten, gleichzeitig war ich von 1980 bis 1996 für ☞ Leserfragen zuständig). Mehr darüber unten und in Teil I, der literarischen Autobiografie, zur Zeit nur als Auszug online, da in Überarbeitung.
♦♥♦ |
VORWORT | PREFACE
AUF DIE LEBENSABSCHNITTE in West-Berlin (1960
– 1972) Wiesbaden (1972 – 1984), Selters/Taunus und Brooklyn, New York (1985 – 2008)
blicke ich hier mit etwas "Stolz" zurück und werde darauf in
zwei autobiografischen Rückblicken eingehen – der Teil II hier behandelt als
Schwerpunkt den Zeitabschnitt 1996 bis 2008.
Habe vor
allem von 1996 bis 2008
durch die Archiv-, Geschichts- und Gedenkarbeit
mit
meinem Team über die Verfolgungsgeschichte einer religiösen Minderheit unter
beiden deutschen Diktaturen,
engl. "Holocaust"-Forschung die NS-Zeit
betreffend
(Holocaust research, "the other victims")
viel
(kennen)gelernt und
als Autor geschrieben
(z.B.
☞
"12 Jahre – 12 Schicksale",
☞
PDF).
Mit dem Nischenthema durfte ich an Bewahrungswürdigem für unsere und nächste Generationen
beteiligt
sein – dafür bin ich sehr dankbar.
Allerdings habe ich dann, Ende 2008, ein
neues eigenes, anderes, ausgefülltes (und stilles) Leben begonnen – meine
"Forscher"-Vergangenheit, Forschertätigkeiten und
institutionellen Zugehörigkeiten sind längst
selbst "Geschichte", über die ich
gewöhnlich nicht (mehr) spreche,
sondern nur hier schreibe.*
(Unten mehr zu "Rücktritt, Rückzug, Rückwärtssalto, vorwärts und
immer weiter ...
☺". Kommentar zu den zwei Lebenszäsuren.)
Einige Freunde und Bekannte wissen
davon, andere nicht, was eigentlich keine Rolle spielt. Denn jeder, der mich heute
persönlich kennt, kennt mich sicherlich als Person mit einem eigenen, unabhängigen Leben, dem Guten und Schönen zugeneigt, verpflichtet der Mitmenschlichkeit,
der Vernunft und Empathie mit Mensch, Tier und Natur –
bin also Idealist
geblieben.
Mag eigentlich über
(fast) alles diskutieren,
nur über Religion und Politik nicht
unbedingt.
Danke. Bleiben wir
positiv und guten Mutes ...
... und gehen jetzt etwas weiter
zeitlich zurück.
KURZVITA (Auszug)
|
1972 –
2008: Buchbinder, Sachbearbeiter, Bibliothekar,
Archivar, Redakteur/Autor und Biograph (Watch Tower Society, deutscher Zweig) ...
... über die
☞
KZ-Arbeitssklaven, von der SS mit dem lila Häftlingswinkel stigmatisiert
(darunter viele
☞
Frauen, vgl. in
☞ KZ-Aussenlagern), siehe Fotos oben und unten in Auschwitz, Ravensbrück
und Hamburg-Neuengamme, und
☞
weitere Verfolgungsopfer
sowie
☞
Kriegsdienstverweigerer
während des NS-Regimes 1933 –
1945 und in der
☞
DDR
1949 – 1989, über Menschen, die
sich aus Gewissensgründen den (für sie) unannehmbaren Forderungen der Herrschenden
verweigerten, unbeugsamen Mut zeigten
und dabei
ihr Leben riskierten oder verloren – eine
wissenswerte Geschichte, die heute Mut macht.
Bei den Recherchen
wurde mein Herz nicht bitter, sondern leicht, voller Respekt vor den
zumeist einfachen Bürgern mit Zivilcourage während einer der dunkelsten
Epochen der Zeitgeschichte, was
☞
niemals vergessen oder aus dem kollektiven Gedächtnis des
Abendlandes ausgelöscht werden sollte – weil sich
"Geschichte" wiederholen kann, Diktaturen nicht
wiedererstehen dürfen, um unsere Freiheit zu beschneiden und die Würde
von Menschen, die "anders" denken, fühlen, glauben oder aussehen, mit Füßen zu treten, ihr Leben
zu ruinieren oder auszulöschen,
siehe
☞
Artikel 1, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland,
wobei zum Beispiel das Recht auf
Kriegsdienstverweigerung im Grundgesetz auch auf die Erinnerung an das
Verhalten dieser Gruppe im "Dritten Reich" zurückgeht (vgl.
☞
Rhein-Neckar-Zeitung, 25.01.2018).
Eine logische Folge meiner Arbeit mit der Verfolgungsgeschichte
unter Diktaturen war, dass ich die geistige und
persönliche Freiheit als Grundrecht, ebenso die freie Entfaltung der
Persönlichkeit, noch mehr schätzen gelernt habe (Art. 2 GG).
Freiheit (äußere und innere) ist bunt, "and life is beautiful"!
Ende 2008 habe ich aus eigenem Antrieb und
persönlichen Gründen ein neues, unabhängigeres, ruhigeres und
"unauffälligeres" Leben mit neuen
Herausforderungen im Süden Deutschlands begonnen, was meine
umfangreichen Geschichtsforschungen beendete.
Heute denke
ich kaum noch an diesen arbeitsreichen Lebensabschnitt zurück (und wenn,
dann mit Dankbarkeit und Zufriedenheit), an die
Archiv-, Geschichts- und Gedenkarbeit, die vielen Reisen und Referate oder an die zahlreichen Veröffentlichungen,
die noch in Umlauf sind (z.B. im
☞ pädagogischen Bereich, wie bereits oben erwähnt). Was man schreibt, das bleibt
... und das ist gut so.
☺
*
PS: Merkwürdigerweise befällt mich heute eine tiefe Rührung, wenn ich nur andeutungsweise über meine "Forscher"-Vergangenheit spreche oder daran in einem Gespräch erinnert werde, etwas was mir früher unbekannt war, sodass ich das Geschichtsthema momentan bei Unterhaltungen vermeide.
|
1972–2008:
Bookbinder, secretary, librarian;
archivist,
☞
writer, Holocaust researcher & historian, biographer (Watch Tower Society, Germany branch): About
Jehovah's Witnesses (Bible Students) in
☞
National Socialist concentration camps,
non-Jewish victims of the Nazi-era, persecuted and
☞
prisoners during the Communist Era (GDR). For more, please see
☞
bibliography (compare more
☞
publications).
|
2009–today:
After restart self-employed (until August 2018). Among my interests
since 2014: Photographic
"Augen-Blicke" (photo 'eye moments').
Die bisherige Online-Fassung der
literarischen Autobiografie (letzter Stand 1.11.2016),
nunmehr als "TEIL I (Jugend oder Wie man Idealist wird)" bezeichnet, ist zur Zeit
noch in Überarbeitung und nur in einem längeren Auszug online verfügbar. Dafür
wurde TEIL II (Zeitgeschichte oder Ein Idealist beobachtet die Welt)
geschaffen, der sich hier besonders der 12-jährigen Geschichtsforschungszeit
von 1996 bis 2008 widmet. deren Aufarbeitung mir besonders am Herzen lag.
1960 – 1972 (Berlin):
Hauptwohnort West-Berlin, Schulzeit
(Grund- und Realschule), Auslandsaufenthalte (Schweden,
Österreich, Spanien, Italien, Israel). Gottesdienstliche Tätigkeiten als Lebenszäsur
(durch die Eltern):
Einige Monate in St. Johann in Tirol (1970) und Bruneck/Südtirol (1971),
halbamtlich in Berlin (ab 1. Oktober 1970); hauptamtlich in Wiesbaden (ab 14. Oktober 1972)
bei der Watchtower Society/Watch Tower Society, deutscher Zweig.
1972 – 1984 (Wiesbaden):
Hauptwohnsitz Wiesbaden,
Arbeiten rund ums Buch (Groß- und Handbuchbinderei), Sekretariat (Verwaltung,
1977/1978),
Hausbibliothek und Redaktionsabteilung (ab 1979).
1984 – 1995 (Selters/Taunus):
Umzug der Gesellschaft nach Niederselters (1984/85). Hauptwohnsitz
Selters/Taunus. Weiterhin Sachbearbeiter (Korrespondenz), Autor/Redakteur
(writer),
Artikelschreiber und Bildredaktion (Zeitschriften), u.a. Lebensberichte
und Interviews von NS-Opfern, deutsch/englisch (Beginn meiner
Geschichtsforschungen
mit Schwerpunkt Verfolgungen in der NS-Zeit, zunächst eine
Privatinitiative).
1996 – 23. November 2008 (Selters/Taunus):
Archivar, Biograph und Sachautor (religiöse Verfolgungsopfer unter
Diktaturen). "Geschichtsarchiv"-Gründung in Selters/Taunus bei der Watch
Tower Society, deutscher Zweig, der Zentrale für Deutschland.
23. November 2008 – heute (Baden-Württemberg,
Bayern):
Zweite Lebenszäsur und Neuorientierung.
Rückzug ins Privatleben; neue Heimat, neue Freunde.
Seit 2009 bin ich fast nur noch unter meinem zweiten Vornamen als
Stephan bekannt (der schon früher in Gebrauch war) oder eben als
Johannes Stephan Wrobel amtlich registriert.
| Watching the World by an Idealist, PART II
1996 – 23. November 2008 (Selters/Taunus):
Archivar, Biograph und Sachautor (religiöse Verfolgungsopfer unter
Diktaturen). "Geschichtsarchiv"-Gründung in Selters/Taunus bei der Watch
Tower Society, deutscher Zweig, also in der damaligen
Deutschlandzentrale.
Rückblick
* Zum Beispiel kam mir einmal im Rahmen einer Moderation für einen bunten Abend am 26. Januar 1986, zehn Jahre vor dem Beginn der eigentlichen Geschichts- und Gedenkarbeit, die Idee, ein Interview mit dem inzwischen betagten Musiker Erich Frost aufzuzeichnen, wie er unter Lebensgefahr im KZ Sachsenhausen das Lied "Steht fest!" (später: Vorwärts, ihr Zeugen!) textete, dann aufschreiben und bewahren ließ, das dann unter den Gefangenen heimlich und unter Lebensgefahr gesungen wurde. Man kann das Lied und den Bericht von Erich Frost online auf der Webseite des Holcaust-Museums in Washington D.C. hören (☞ "Music of the Holocaust", ☞ screenshot, ☞ ältere Fassung der Webseite, ☞ screenshot). Durch das Verfassen und Veröffentlichen von Lebensberichten seit den 1980er Jahren kam ich mit einigen Zeitzeugen enger in Berührung. Die Verfolgungsthematik war für mich insgesamt von persönlichem Interesse, worauf ich in Teil I der Autobiografie (z.Z. offline) näher eingehe.
Ab Mitte der 1990er Jahre dann immer häufigere Kontakte ebenso mit Historikern, nicht zuletzt mit
☞
Dr. Detlef Garbe* (☞
KZ-Gedenkstätte Neuengamme, 2019 Titel Professor verliehen), Wulff Brebeck und Kirsten John-Stucke (☞
Kreismuseum Wewelsburg), siehe Foto oben am 6. November 1996 an der
☞
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.
<[# Text bis hier neu durchgesehen, 23.11.2019]>
* Professor Dr. Detlef Garbe (Hamburg) hat ein akribisch
recherchiertes, gigantisches akademisches Standardwerk, das mir stets
Vorbild blieb, zu den damals noch "vergessenen Opfern" verfasst: Zwischen Widerstand und Martyrium. Die
Zeugen Jehovas im "Dritten Reich"
(☞
1993 ff.,
☞
engl. 2008). Seinerzeit gab es leider noch keine befriedigende Zusammenarbeit mit
Historikern von seiten der Watch Tower Society, deutscher Zweig
(anders im US-amerikanischen Hauptbüro), was sich erst 1996 vor allem durch
das "Geschichtsarchiv" in Deutschland und Österreich
verbessern sollte. An die Kontakte und Zusammenarbeit mit Detlef
Garbe denke ich noch
immer gern, ebenso an viele andere Historiker und Researcher, die
engagiert für das Gedenken an die "vergessenen Opfer" des NS-Regimes
gearbeitet haben – wie u.a. in
☞
Wewelsburg,
☞
Ravensbrück,
☞
Dachau,
Sachsenhausen, in Österreich und Staffordshire (England) sowie nicht zuletzt im
☞
United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) in Washington, D.C. und in
Brooklyn, N.Y. (USA), wobei weitere Orte und damit engagierte Menschen jetzt unerwähnt bleiben,
auch was die Fortsetzung der Verfolgungsgeschichte in der SBZ/DDR
betrifft, was bei Gelegenheit nachgeholt wird.
Mitarbeit (Interviews, Transkriptionen, Filmscript, visuals,
Synchronisierung) in Englisch und Deutsch an der
☞
Videofilm-Dokumentation
* Den Anstoß für die Publikation gab die
oben erwähnte Begleitausstellung im Landtag Düsseldorf, dort damals unter dem Titel "Erinnern
für die Zukunft" gezeigt, die Landtagspräsident Ulrich Schmidt am 22. Januar 2003 eröffnete
(s.a. ☞ Landtag Intern 1/2003, S. 19), wobei er folgendes sagte:
"Bei der heutigen Ausstellung mit dem Titel 'Erinnern an die Zukunft'
handelt es sich um sehr persönliche Erinnerungen der NS-Opfergruppe der
Zeugen Jehovas in Nordrhein-Westfalen. Mein besonders herzlicher
Willkommensgruß gilt über 100 Zeitzeugen, Menschen, die den Terror der
Nazis erlebt und erlitten haben. Ich danke Ihnen sehr, dass Sie gekommen
sind und mit dazu beitragen, die Erinnerung wach zu halten. [...] Man
muss die Verführbarkeit der verängstigten bürgerlichen Schichten kennen,
ebenso wie das feige Schweigen der wenigen intellektuellen Köpfe, die
das undemokratische Treiben durchschauten. Und man darf vor allem
diejenigen nicht vergessen, die dem NS-Regime mutig begegneten und
Widerstand leisteten.
Dazu gehörten auch die weithin
'vergessenen Opfer', wie die Zeugen Jehovas, die die Nazis mit dem 'lila
Winkel' an der Kleidung, ähnlich dem Judenstern, brandmarkten. Viele von
ihnen sind in Gefängnissen und KZs gequält und ermordet worden, darunter
überaus viele Frauen.
Diese Opfer waren keine fernen,
unerreichbaren Helden, sondern einfache Menschen, Normalsterbliche, die
ihrem Gewissen folgend standhaft an ihrer religiösen Überzeugung
festhielten, Zivilcourage zeigten und geistigen Widerstand aus
christlicher Überzeugung leisteten. Ihnen gilt mein tiefempfundener
Respekt. Diese Ausstellung soll an die 'vergessenen Opfer' in besonderer
Weise erinnern."
Unterstützung oder Konzipierung von
Informationsblättern in
Gedenkstätten, wie das Faltblatt "Heil Hitler kann ich nicht sagen"
(zusammen mit meinem Mitarbeiter Daniel Meier) über die Opernsängerin Elly Reulecke-Baar
(Mahn- und Gedenkstätte Ahlem, Landkreis Hannover,
☞
30. Juni 2000) oder wie oben erwähnt für das
☞
Stasi-Museum in Berlin Normannenstraße über die unter beiden deutschen
Diktaturen "doppelt" verfolgte Hildegard Seliger aus Leipzig.
Zum bleibenden Gedenken gehören
weitere Veröffentlichungen und
☞
Buchprojekte.
Im Autorenkollektiv mit
dem Historiker
☞
Dr.
Hans Hesse als Herausgeber
Veröffentlichung von zwei umfangreichen Büchern
(dazu die Unterstützung bzw. Mitarbeit bei den veröffentlichten
Biografien von Ewald Kaven, Meta Kluge [Gedichte] und anderen Verfolgten):
Zum
einen das
Sammelwerk
(die Beiträge auf Fachtagungen in Wewelsburg,
Hamburg und Frankfurt/Main im Oktober 1997),
☞
"Am mutigsten waren immer wieder die Zeugen Jehovas" – Verfolgung und
Widerstand der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus, Bremen 1998
(1. Aufl.), 2000 (2. Aufl.). Das Buch wurde in Englisch, Französisch und
Polnisch übersetzt:
– Persecution and Resistance of Jehovah' Witnesses
During the Nazi-Regime 1933–1945, Bremen 2001,
– Persécution et
résistance des Témoins de Jéhovah pendant le régime nazi 1933–1945,
Esch-sur-Alzette 2005,
– "Najodwazniejsi byli zawsze Swiadkowie
Jehowy" – Przesladowania I sprzeciw Swiadków Jehowy w okresie rezimu
hitlerorwskiego, Wroclaw 2006.
Ebenso in Zusammenarbeit mit
☞
Dr. Hans Hesse
(und Jürgen Harder) Verfassen von Teilen des Buches
☞
"Und wenn ich lebenslang in einem KZ bleiben müßte." Die Zeuginnen
Jehovas in den Frauenkonzentrationslagern Moringen, Lichtenburg und
Ravensbrück, Essen 2001, das die Historie der
drei Frauen-KZ und Einzelschicksale behandelt sowie Gedichte der
gefangenen Frauen enthält.
Mit dem Historiker Dr.
Hubert Roser (Karlsruhe) habe ich an seinem Buchprojekt Vergessene Opfer. Die
Zeugen Jehovas, der Nationalsozialismus und die Schweiz teilgehabt (ab 2001). Mein
Manuskript für sein Werk behandelt das 1938 von der Watchtower Society in der Schweiz veröffentlichte Buch Kreuzzug
gegen das Christentum
(☞
Foto,
☞
Video), das wie die in- und ausländischen Protestaktionen von 1934
(Telegramme) sowie von 1936 und 1937 (landesweite Flugblattaktionen in
Deutschland) als Widerstandsaktion bzw. Selbstverteidung der
Gemeinschaft zu werten ist, da es in die Schweiz gebrachte
Verfolgungsberichte aus dem deutschen Untergrundwerk enthält und
Verfolgungszahlen nennt (vgl. gezeigte Inhalte des Kreuzzug-Buches
am Anfang dieses
☞
Standhaft-Video-Auszuges). Die
Herausgabe unserer Manuskripte scheiterte dann unerwartet kurz vor dem
Druck 2003. Mein unveröffentlichtes
☞ Manuskript
steht ohne Quellenangaben online zur Verfügung; mit Quellenangaben stelle ich
den Text gern bei Gelegenheit komplett online.*
* Das bemerkenswerte Buch Kreuzzug gegen das Christentum (1938) dokumentiert anhand von Augenzeugenberichten zahllose lokale Angriffe und Gräueltaten der Nationalsozialisten an Ernsten Bibelforschern (Zeugen Jehovas) im Hitlerreich, entlarvt damit insgesamt das Staatsverbrechen und ihre zivilen Helfer in der Bevölkerung und erhielt eine anerkennende Expertise des Nobelpreisträgers Thomas Mann, der das Manuskript vorab gelesen hatte, und die der Druckausgabe als Vorspann beigefügt ist.
Nach guter
Zusammenarbeit mit Marcus Herrberger am
☞ 11. März 2005 in Wien die Präsentation seines
☞ Buches über
Kriegsdienstverweigerer,
Denn es steht geschrieben: "Du sollst nicht töten!" Die
Verfolgung religiöser Kriegsdienstverweigerer unter dem NS-Regime mit
besonderer Berücksichtigung der Zeugen Jehovas (1939-1945).*
* Durfte das Kapitel über
☞
Abchiedsbriefe
beitragen (und das Gesamtverzeichnis der hingerichteten
Kriegsdienstverweiger
unter Mitarbeit meines fleißigen Teams im damaligen Geschichtsarchiv in
Selters/Taunus) und stelle beeindruckt fest:
"Die letzten Gedanken der zum
Tode verurteilten Zeugen Jehovas – einem Stück Papier anvertraut in der
Erwartung, dass sie die Lieben daheim erreichen werden – sind sehr
persönliche Zeugnisse. Die Briefe spiegeln eine ergreifende Tapferkeit,
enge familiäre Bindungen sowie eine Bibelfestigkeit und urchristliche
Glaubenszuversicht wieder, die offenbar Berge von starken Emotionen –
wie Abschiedsschmerz und Todesangst – zu versetzen vermochte."
Beginn der privaten Pflege einer
☞ Online-Quellensammlung
in Deutsch und
☞ Englisch mit damals wie heute sehr bescheidenen technischen, zeitlichen
und finanziellen Mitteln und Möglichkeiten. Dazu Abschriften von
☞ Inhaltsverzeichnissen und
☞ engl. Fachquellen für Recherchen zur Verfolgungsthematik (zunächst
bis 2008), privates Sponsering der entsprechenden
☞ Webseiten
www.standfirm.de und
www.jwhistory.net (auch
www.jwhistory.de und
www.lilawinkel.de, und wer
möchte, kann sich gern an den Kosten für die Betreibung der Webseiten beteiligen).
Vor allem die Betreibung des
☞
Online-Literaturverzeichnisses
des Anhanges
und Inhalts, wie dort angegeben, des Sammelsbandes als Ergebnis der
Heidelberger Tagung (2000) Repression und
Selbstbehauptung: Die Zeugen Jehovas unter der NS- und der SED-Diktatur,
Gerhard Besier / Clemens Vollnhals (Hrsg.),
☞ Duncker & Humblot
(☞ Zeitgeschichtliche Forschungen, Band 21), Berlin 2003
(☞ Buchinfo).
Unter
Fachartikel wäre u.a. zu erwähnen,
☞ "Die nationalsozialistische Verfolgung der
Zeugen Jehovas in Frankfurt am Main", Kirchliche Zeitgeschichte.
Internationale Halbjahresschrift für Theologie und
Geschichtswissenschaft, Vandenhoeck & Ruprecht,
☞ KZG 16, Heft 2/2003, der wie andere Arbeiten viele lokale
☞
Einzelschicksale behandelt.
Unterstützung von Filmemachern (und Filmdokus), wie
Fritz Poppenberg* und Stefanie Krug ("Fürchtet euch nicht",
1997) sowie
Loretta Walz (Spurensuche mit Gertrud Poetzinger, 2002; Die
Frauen von Ravensbrück, 2005).